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*Wetzlarer Neue Zeitung*
http://www.abschiedsvorstellung.de/page/10/
veröffentlichte meine Geschichte



Abschiedsvorstellung.de
Abschied ist …

(K)EIN TAG WIE JEDER ANDERE
von flairchen, (Maria lamböck)
5. Mai 2009


"Rote Frau" ein Bild von Maria Lamböck



Es geht ihnen ganz gut, sie haben ihr Auskommen. Günter arbeitet als Automechaniker in einer großen Firma, er hat in dieser Firma schon als Lehrling gearbeitet. Sie arbeitet in einer großen Supermarktkette an der Kasse. Die beiden Söhne gehen in die Schule, bringen ganz gute Durchschnittsnoten nach Hause.

Es ist ein Tag wie jeder Andere: 18.Oktober 1980

Endlich, gleich ist es 18 Uhr, dann noch die Kasse abrechnen und sie kann nach Hause gehen, sie zählt noch drei Kunden an ihrer Kasse. Hoffentlich stimmt ihre Kasse heute. Sie denkt noch mit Grauen an letzte Woche, als ihr 500 Schillinge fehlten. Sie musste es aus ihrer eigenen Tasche aufzahlen, denn jeder bekam nur 100 Schilling Mankogeld im Monat. So, Kasse zusperren, und rauf ins Büro, die Abrechnung machen und sie kann nach Hause. Günter wartet sicher schon mit einem guten Essen auf sie. Hmmmmm… er kocht so gut. Er kocht so richtig mit Liebe. Die Kinder hat er bestimmt auch schon vom Hort abgeholt… Diese Gedanken gehen ihr so durch den Kopf als sie die Abrechnung macht. Natürlich verzählt sie sich einmal, und sie muss noch mal neu beginnen. So, endlich hat sie es geschafft, nichts fehlt, die Kasse stimmt auf den Groschen genau. Sie ist stolz auf sich, denn der Tag war sehr hektisch. Freudig verlässt sie den Supermarkt. Sie ist gerade auf dem Weg zum Bus, als ein Auto neben ihrem stehen bleibt. Günter holt sie ab. Er überrascht sie oft mit Kleinigkeiten und versucht ihr das Leben so angenehm wie möglich zu machen denn er wusste, dass sie es nicht leicht in ihrem Leben hatte.
Es geht ihnen gut

Zu Hause wartet ein herrlich duftendes Gulasch auf sie, alles schon fix und fertig hergerichtet, der Tisch ist gedeckt, die beiden Buben haben ihr Zimmer aufgeräumt. Es schmeckt köstlich. Sie denkt so bei sich, dass es ihr eigentlich sehr gut geht. Nachdem sie gemeinsam die Küche in Ordnung gebracht haben, trafen sie sich ein Haus weiter bei Freunden zum Kartenspielen. Es wird ein sehr geselliger Abend. Es kommen noch Freunde hinzu, es wird sehr viel gelacht, gestritten, sich wieder vertragen. Günter trinkt doch so einiges und isst sehr viele Brötchen. Sie weiß, er sollte das nicht tun, sein Magen ist nicht sehr in Ordnung. Es wird ihm sicher wieder übel werden, sie weiß es… , aber in punkto Essen und Trinken kann sie ihm nichts einreden. Nicht dass er sehr viel trank, aber so ab und zu mal war es wohl zuviel. So wie heute …

Nachts um zwei Uhr trennt man sich gut gelaunt und nach langem Verabschieden waren sie dann endlich zu Hause angekommen. Sie gehen noch eine Runde mit ihren beiden Hunden. Die Abende waren schon sehr kalt, sie friert, er zieht seine Jacke aus und hängt sie ihr um die Schultern. Er ist so fürsorglich. Sie liebt ihn sehr, und wird sich wieder mal bewusst, wie gut es ihr geht, seit sie mit ihm zusammen ist. Als sie dann endlich nach Hause kommen, legen sie sich sofort ins Bett, der Tag dauert ja für beide nun schon sehr lange.
Dieser Tag ist nicht wie jeder andere: 19. Oktober 1980

Sie schlafen sofort erschöpft ein, können nicht einmal mehr zusammen plaudern, wie sie es sonst immer vor dem Einschlafen getan haben. Doch nach nicht einmal einer Stunde weckt Günter sie auf. Ihm ist so übel, er muss sich mehrmals übergeben. Sie steht etwas mürrisch auf, macht ihm einen Pfefferminztee, natürlich nicht, ohne mit ihm zu schimpfen. Warum isst er auch so fettes Zeugs. Und der Alkohol tut seinem Magen bestimmt auch nicht so gut. So brummt sie vor sich hin, todmüde. Er aber lässt sie brummen, nimmt dankbar den Tee, trinkt ihn aus. Es geht ihm nun wieder etwas besser, und sie legen sich wieder hin. Sie hört ihn noch zweimal auf die Toilette gehen, denkt so im Halbschlaf, hoffentlich ist ihm das eine Lehre. Geweckt wird sie von einem lauten, komischen Geräusch. Sie schreckt hoch, schaut auf die Uhr, 6.54.
Wo bleibt die Rettung?

Günter liegt zu ihren Füssen am Bettende, röchelt. Er ist schneeweiß. Sie springt auf, öffnet das Fenster, denkt an einen Kreislaufkollaps … nein, eigentlich denkt sie gar nicht, sie ist panisch, begreift nichts, ruft ihn, schüttelt ihn. Sie erkennt, dass er einen Arzt braucht, ruft die Rettung an. Sie soll die Situation erklären … Welche Situation? Was soll sie sagen … sie begreift nichts. Sie wird gefragt … was er hat … was er tu t… sie kann es aber nicht erklären, sieht ihn nur schon ganz gelb im Gesicht da liegen, röchelnd. Sie nennt noch schnell ihre Adresse und legt auf. Sie ist völlig durchgedreht, bekommt kaum mehr Luft, kann keinen klaren Gedanken fassen, immer wieder schüttelt sie ihn, ruft seinen Namen. Keine Reaktion … Sie ruft nun schnell bei ihren Freunden an, bei denen sie nachts Kartenspielen waren. Sie weiß, der Freund ist Rotkreuzhelfer. Er kommt innerhalb von ein paar Minuten. Er versucht eine Herzmassage und eine Mund zu Mund Beatmung durchzuführen, aber ohne Erfolg. Die Rettung dauert so lange, immer wieder schaut sie verzweifelt beim Fenster raus. Sie hört, dass ihre Söhne aufgewacht sind, und in ihrem Zimmer zu spielen begonnen haben. Sie ist wie ferngesteuert, ihr normales Denken hat abgeschaltet, irgendwie hat sie das Gefühl als würde all das im Zeitlupentempo geschehen, sie sieht, wie Heinrich, so heißt der Freund, sich mit allen Mitteln um Günter bemüht und denkt noch ‘Warum muss er auch immer so fett essen’, sie grollt innerlich mit ihm. Sie denkt, wenn er im Krankenhaus ist, und er wieder gesund ist dann wird sie ein ernstes Wort mit ihm reden müssen … Während sie das denkt, sieht sie, wie er zweimal tief atmet, sein Blick fast suchend wird, dann ist es still … so still … doch sie begreift nichts … Diese Stille wird jäh durch die Sirene unterbrochen. Heinrich schickt sie raus um dem Arzt den Weg zu zeigen.
Sie wird ihn nie wieder sehen

Als endlich die Rettung kommt, ist es 7.05 Uhr. Es ist kein Arzt dabei, aber die Rettungsleute erkennen sofort die Situation, geben ihn auf eine Trage und bringen ihn ins nächste Krankenhaus. Sie fährt mit. Während der Fahrt grollt sie immer noch mit ihm. Ihre Gedanken kreisen darum, was sie ihm alles sagen wird, wenn er wieder ansprechbar ist. Im Krankenhaus wird er in einen Untersuchungsraum gebracht … Sie wird ihn nie mehr wieder sehen … Der Arzt kommt nach einigen Minuten aus diesem Raum und sagt zu ihr ‘ihr Mann ist tot, wir konnten ihm nicht helfen, Herzinfarkt … ‘ Sie steht da, schaut ihn an und fragt ihn, wann sie ihren Mann besuchen kommen darf. Er schaut sie fragend an, wird dann aber von einer Schwester gerufen. Er verabschiedet sich mit den Worten … mein Beileid … von ihr, dreht sich um und geht weg. Sie steht da, sieht ihm nach und denkt, er hat ihr nicht mal gesagt, wann sie Günter besuchen kommen darf. Sie wartet, denn sie muss doch wissen, wann sie wiederkommen darf, ihren Mann zu besuchen.

Nach einiger Zeit kommt eine Schwester vorbei und fragt sie, was sie hier denn sucht … sie sagt ihr, dass ihr niemand gesagt hat, wann sie ihren Mann besuchen darf. Die Schwester geht in das Zimmer, um nachzufragen, kommt nach kurzer Zeit wieder raus mit den Worten … ‘Ihr Mann ist tot, sie können ihn nicht mehr besuchen’ … Sie schaut die Schwester an, völliges Nichtbegreifen in ihrem Blick, bis die Schwester erkennt, dass die Frau unter einem schweren Schock steht. Die Schwester ruft einen Arzt, der ihr dann ein Mittel spritzt. Sie begreift immer noch nichts … doch sie wird nach Hause geschickt. Zu Hause wartet Heinrich, der auf ihre Kinder aufpasste. Er fragt sie, was im Krankenhaus war, sie sagt, sie weiß es nicht. Man hat ihr ja nichts Genaues gesagt. Heinrich geht zum Telefon, um im Krankenhaus genaueres zu erfahren. Nach dem Gespräch legt er auf. Er versucht ihr zu erklären … doch wirklich begreifen kann sie es nicht. Es wird Jahre dauern … bis sie es realisieren kann … doch begreifen wird sie es nie. Heinrich muss nun in die Arbeit gehen, und sie bleibt alleine zurück.
Kinder haben einen Schutzmechanismus

Sie geht ins Kinderzimmer, weil sie hört wie ihre Kinder streiten. Sie versucht es ihren Kindern zu sagen, dass ihr Vater gestorben ist, doch sie hören ihr nicht zu. Vermutlich haben Kinder einen eigenen Schutzmechanismus eingebaut. Sie spielen weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Sie geht wieder in das Wohnzimmer, Leere ist in ihr und Nichtbegreifen. Ein Paar Stunden später läutet es an der Türe. Sie öffnet. Die Kriminalpolizei steht vor ihr. Man erklärt ihr, dass es reine Formsache sei, wenn ein junger Mensch einfach so in seiner Wohnung stirbt, dass die Polizei ins Haus kommen muss. Sie beantwortet die Fragen, so gut sie es vermag. Danach ist sie wieder alleine. Es läutet das Telefon, ihr Schwiegervater ist am Apparat. Er möchte seinen Sohn sprechen. Was sagt sie ihm? Sie stottert herum, sagt ihm was von einem Krankenhaus und ersucht ihn, zu ihr zu kommen. Wenig später ist er da. Sie versucht ihm zu erzählen, was alles passiert sei, und sagt zu ihm, dass sie immer noch nicht weiß, wann sie Günter besuchen darf. Er ruft auch im Krankenhaus an und erfährt nun konkret, dass sein Sohn an einem Herzinfarkt verstorben ist. Als gebrochener Mann verlässt er ihre Wohnung, hat er doch erst vor einigen Monaten seine Frau verloren. Die Tage vergehen irgendwie. Sie geht ihrer Arbeit nach, und nur durch Zufall erfahren ihre Kolleginnen nach einigen Tagen, was geschehen ist. Sie wird sofort nach Hause geschickt, denn in diesem Zustand an einer Kasse zu sitzen kann böse Folgen haben.

Nach einigen Tagen wird sie vom Krankenhaus verständigt, dass man ihren Mann zur Obduktion in ein Institut gebracht hat, und sie dort seine persönlichen Sachen abholen kann. Sie fuhr hin, holte die persönlichen Dinge ab. Es waren auch 300 Schillinge Bargeld dabei. Das brachte sie auf den Gedanken, dass ihr Gehalt schon auf das gemeinsame Konto gekommen sein musste. Sie muss nun die Miete und sämtliche Zahlscheine bezahlen. Auf der Bank erfährt sie, dass das Konto gesperrt wurde, und dass das immer so gemacht wird bei einem Todesfall. Das sei Gesetz. Sie fährt nach Hause um nachzudenken, wie sie nun ihre Sachen bezahlen soll. Weihnachten steht nun auch vor der Türe, irgendwie schnürt es ihr die Luft ab wenn sie daran denkt, wie es nun weiter gehen soll. Ihre Söhne gehen nach wie vor in die Schule und in den Hort. Man hat das Gefühl, als wenn es sie nicht sehr berührt, dass ihr Vater nicht mehr hier sei.
Begräbnis, kein Bargeld und Schulden

Nach einigen Tagen wird sie verständigt, dass man ihren Mann für das Begräbnis freigegeben hat. Sie verständigt ihren Schwiegervater, der ihr mitteilt, dass er seinen Sohn mit ins Familiengrab legen möchte. Sie ist damit einverstanden, ist ihr damit ja eine große Last genommen worden. Sie hatte ja noch nie etwas mit einem Begräbnis zu tun. Sie braucht schön langsam alle Lebensmittel auf, ein wenig hat sie noch. Sie muss schauen, dass sie damit auskommt. Sie weiß noch nicht, wann sie wieder Bargeld bekommen wird. Sie denkt an die vielen Schulden, die sie haben, einen großen Kredit für das Auto, für die Wohnung mussten sie aufnehmen. Versicherung wird keine gemacht, denn ‘es passiert ja immer nur den Anderen etwas…’ so denkt man, wenn man jung ist…
Eine große Leere

Am 28. Oktober findet das Begräbnis statt. Viele Leute sind dort. Sie steht dabei, ganz vorne am Grab, fühlt sich wie tot, kann nicht weinen, lässt alles teilnahmslos über sich ergehen. Während der Priester seine Ansprache hält, sieht sie gegenüber an dem Haus, wie eine Frau ihre Fenster putzt. Gebannt blickt sie hinüber, als gäbe es im Moment nichts Wichtigeres zu sehen. Die Worte des Priesters rauschen an ihrem Ohr vorbei, ihre Söhne beginnen am Grab zu raufen, jemand schlichtet und trennt die Beiden. Sie hört und sieht es zwar, kann aber nichts realisieren. Danach geben ihr unzählige Menschen die Hand, murmeln etwas, sie hört das Wort … Beileid … sehr oft, weiß aber nichts damit anzufangen. Sieht auch die Freunde und Bekannten, mit denen sie so viel gemeinsam erlebt hatten. Viele weinen, sie weint nicht, doch … nur niemand sieht es. Ab und zu wird sie gedrückt, man umarmt sie. Sie lässt alles mit sich geschehen.

Danach gehen alle noch in ein Gasthaus sich aufwärmen. Denn es ist sehr kalt an diesem 28. Oktober. Sie wird mitgenommen, man stellt ihr etwas zu essen hin. Sie nimmt ein paar Bissen zu sich, weiß nicht, was sie da isst. Hört Gesprächsfetzen, was man nicht alles zusammen Schönes erlebt ha … Endlich ist auch das vorbei, und sie kann nach Hause fahren, nicht ohne noch zu hören zu bekommen, dass sie jederzeit alle Freunde anrufen kann, wenn sie Hilfe braucht. Sie denkt als sie diese Sätze hört … Ich brauche diese Hilfe jetzt … ich kann die Miete nicht bezahlen … weiß nicht wie ich Lebensmittel herbekomme … Aber sie schweigt, sagt nichts. Niemals würde sie das laut sagen.

Die Tage vergehen, sie weiß nicht, wie sie sie verbracht hat. In ihrer Wohnung brennt seit seinem Tod in allen Räumen das Licht. Sie fürchtet sich seither im Dunkeln. Sie wollte einen Tag nach seinem Tod in das Schlafzimmer gehen, aber kaum war sie drin, wurde sie von einem eiskalten Hauch an ihrem Körper erschreckt. Sie fühlte den Tod in diesem Raum. Ihr wurde unheimlich, Panik überkommt sie, und sie betrat diesen Raum nie mehr. Sie schlief ab diesem Zeitpunkt im Wohnzimmer. Sie geht nun wieder in den Supermarkt um zu arbeiten und hofft wieder auf andere Gedanken zu kommen. Aber irgendetwas ist mit ihr passiert. Sie fühlt so eine große Leere in sich. Zu Hause hat sie mit ihren Söhnen alle Hände voll zu tun, es gibt nur Streit mit ihnen, sie machen was sie wollen. Die Lebensmittel werden auch immer weniger, und sie weiß nicht, wie sie zu neuen kommen kann.
Wie soll sie Weihnachten feiern?

Sie versucht einige Freunde anzurufen, aber, niemand hat wirklich Zeit, denn Weihnachten steht vor der Türe. Ja, Weihnachten, wie soll sie mit den Kindern Weihnachten feiern? Am nächsten Ersten bekommt sie tatsächlich ihren Lohn nicht, denn das Konto war immer noch gesperrt. Die Zahlscheine häufen sich, auch die Mahnungen werden immer mehr. Sie versucht sie zu ignorieren, aber die Mahnungen werden immer fordernder. Man rät ihr, auf das Sozialamt zu gehen. Sie überwindet sich, geht hin, wird wie eine Bettlerin behandelt. Dabei will sie ja nichts geschenkt, nur als Überbrückung würde sie es brauchen. Sie gibt’s ja zurück, sobald das Konto wieder offen ist. Aber sie spricht auf taube Ohren. Sie hat keine Chance, da sie ja ohnehin arbeiten geht. Ja, man sagt ihr … wäre sie zu Hause, ohne Job, dann könnte sie mit Unterstützung rechnen. Das will sie aber nicht … sie will ja nicht dem Staat auf der Tasche liegen.
Freunde helfen

Als die Lebensmittel ganz knapp werden, wird im Supermarkt das Weihnachtsgeschenk an alle Mitarbeiter ausgeteilt. Es waren Einkaufsgutscheine … ihr viel ein Stein vom Herzen. Rettung in letzter Sekunde. Sie kauft damit auch gleich ein, und es bleibt auch noch etwas übrig, um für die Kinder ein kleines Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Am Abend bekommt sie überraschend Besuch von Freunden. Man plaudert etwas belanglos, bis einer der Freunde sie fragt, warum sie im Wohnzimmer schläft. Sie sagt ihnen den Grund, dass sie Angst habe in das Schlafzimmer zu gehen. Die Freunde schicken sie mit ihren Kindern für 2 Stunden weg und tauschen die Zimmer aus. Das Schlafzimmer wird zum Kinderzimmer und umgekehrt. Als sie heimkommt, ist alles fertig. Sogar neue Matratzen haben die beiden gekauft. Nach anfänglichem Zögern kann sie sich dazu überwinden, in das ehemalige Schlafzimmer gehen. Aber da es ja nun das Kinderzimmer ist fällt es ihr leichter. Sie bedankt sich bei den Beiden sehr herzlich. Es sind die Einzigen mit denen sie noch viele Jahre Kontakt hatte.

Einen Abend vor dem Heiligen Abend lag auf ihrem Balkon, sie wohnte ebenerdig, ein kleiner Christbaum. Sie musste schlucken … Es fehlten ihr die Tränen um zu weinen … Am Heiligen Abend schmückte sie den Baum und feierte mit ihren Kindern das erste Weihnachten ohne ihn. Es war ein sehr trauriges Weihnachten. Aber sie weinte immer noch nicht. Sie weinte nie mehr.

© Maria Lamböck




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Anne Weber Anne Weber
6. Mai 2009 um 09:23

Liebe Frau Lamböck,

ich bin noch ganz betäubt vom Lesen Ihres Berichtes. Ihre eindringliche Schilderung macht mich stumm, traurig, sprachlos – jetzt weiterzuarbeiten, zur Tagesordnung überzugehen erscheint fast unmöglich. Abschiede reißen einen jäh heraus, Sie aus Ihrem Leben und mich grade aus meinem Arbeitstag. Nun sitze ich hier und Worte, Sätze fliegen durch meinen Kopf, doch wenn ich Sie Ihnen schreiben will, erscheinen sie mir hohl, unpassend, belanglos angesichts Ihrer existenziellen Erfahrung. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit.

Von Herzen alles Gute wünscht Ihnen Anne Weber
» antworten
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Andrea Amerland Andrea Amerland
16. Juni 2009 um 09:35
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Liebe Frau Lamböck, liebe Leser,

gerade haben wir in der “Wetzlarer Neuen Zeitung” einen Artikel mit der Überschrift “Abschied muss Jeder einmal nehmen” entdeckt. Schon das farbenfrohe Foto eines Ihrer Kunsterwerke macht gleich neugierig. Und sofort in den ersten Sätzen des Beitrages wird klar, dass die Redaktion der Zeitung auf http://www.abschiedsvorstellung.de auf Ihren Beitrag “(K)Ein Tag wie jeder andere” gestoßen ist und ihn mit Ihrer Erlaubnis veröffentlicht hat.

“Wer im Internet in den Berichten liest, wird davon schnell gefesselt. Maria Lamböck hat dort unter dem Synonym “flairchen” ihre Geschichte niedergeschrieben”, heißt es in dem Artikel zur Initiative “Abschied ist …”.

Viele Grüße
Andrea Amerland



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